Digitale Souveränität: Ein Leitfaden für Unternehmen im digitalen Zeitalter


Digitale Souveränität: Definition & Relevanz
Digitale Souveränität bezeichnet die Fähigkeit von Unternehmen, Institutionen und Staaten, ihre digitalen Infrastrukturen, Daten und Technologien unabhängig zu kontrollieren und selbstbestimmt zu nutzen. Es geht darum, nicht von externen Anbietern oder bestimmten Ländern abhängig zu sein und sicherzustellen, dass sensible Daten sowie digitale Prozesse unter eigener Hoheit bleiben.
Gerade in einer zunehmend vernetzten und digitalisierten Wirtschaft ist digitale Souveränität entscheidend. Unternehmen, die ihre digitale Infrastruktur nicht selbst steuern, laufen Gefahr, von den Geschäftsmodellen und Entscheidungen großer IT-Konzerne abhängig zu sein. Besonders bei Cloud-Diensten oder Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS) kann dies problematisch sein – beispielsweise, wenn Anbieter Geschäftsbedingungen ändern, Preise anpassen oder Datenzugriffe beschränken.
Die Relevanz dieses Themas zeigt sich auch in regulatorischen Vorgaben: Datenschutzgesetze wie die DSGVO (oder auch NIS-2, DORA, BSI-Richtlinien und viele weitere) betonen, wie wichtig es ist, Kontrolle über Datenflüsse und Speicherung zu behalten. Gleichzeitig haben geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten dazu geführt, dass sich viele Unternehmen fragen: Wo liegen unsere Daten? Wer hat Zugriff darauf? Und was passiert, wenn externe Anbieter plötzlich wegfallen oder ihre Dienste einschränken?
Ein weiterer relevanter Aspekt ist, wie politische Entscheidungen und Transformation der globalen Märkte die technologischen Voraussetzungen verändern und neue Anforderungen an Unternehmen stellen. In einer zunehmend vernetzten Welt wird die Frage, welche Technologien genutzt werden und wo deren Ursprung liegt, immer wichtiger.
Unternehmen sollten sich frühzeitig mit digitaler Souveränität befassen, um langfristig wettbewerbsfähig und rechtskonform zu bleiben. Besonders beim Aufbau von internen Intranet-Systemen und digitalen Arbeitsplätzen ist es essenziell, souveräne Lösungen zu wählen, die Kontrolle und Sicherheit gewährleisten.

Digitale Souveränität und der Softwaremarkt
Viele Unternehmen setzen auf Softwarelösungen, die auf den ersten Blick aus Deutschland stammen, aber tatsächlich von internationalen Konzernen kontrolliert werden. Dies hat weitreichende Folgen für die digitale Souveränität:
- Eigentumsverhältnisse und Kontrolle: Auch wenn der Anbieter eine Niederlassung in Deutschland hat, kann das Mutterunternehmen im Ausland sitzen. Das bedeutet oft, dass Geschäftsentscheidungen nicht lokal getroffen werden – etwa bei Preisänderungen, Vertragskonditionen oder sogar der Fortführung bestimmter Produkte.
- Abhängigkeit von Vertragspartnern: Verträge mit ausländischen Unternehmen bedeuten oft, dass sich die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht vollständig nach deutschen oder europäischen Standards richten. Besonders problematisch wird es, wenn Unternehmen aufgrund von Fusionen, Geschäftsentscheidungen oder politischen Entwicklungen gezwungen sind, ihre IT-Infrastruktur kurzfristig anzupassen.
- Kündigungsfristen und Risiken: Viele Anbieter setzen auf monatliche Kündigungsfristen – ein Vorteil für Flexibilität, aber auch ein Risiko für langfristige Planungssicherheit. Kündigt der Anbieter von sich aus oder ändert seine Geschäftsbedingungen, bleibt oft nur wenig Zeit, eine alternative Lösung zu finden. Im schlimmsten Fall bedeutet das, dass Unternehmensdaten kurzfristig in ausländische Cloud-Dienste überführt werden.
Diese Herausforderungen zeigen, warum eine bewusste Entscheidung für wirklich souveräne Softwarelösungen wichtig ist.
Technologische Innovationen und Open-Source-Lösungen bieten zunehmend eine Alternative zu den herkömmlichen proprietären Softwarelösungen. Open-Source-Technologien ermöglichen es Unternehmen, mehr Kontrolle über ihre Infrastruktur und Daten zu gewinnen und gleichzeitig von der Innovation und den Forschungs-Ergebnissen einer globalen Community zu profitieren.

5 Punkte worauf Unternehmen bei digitaler Souveränität achten sollten
Digitale Souveränität ist kein Selbstläufer – sie erfordert bewusste Entscheidungen und eine strategische IT-Planung. Unternehmen sollten daher folgende Aspekte besonders im Blick behalten:
Kontrolle über Daten und Infrastruktur
Wo werden die Daten gespeichert? Wer hat Zugriff darauf? Eine souveräne Lösung sollte entweder On-Premises betrieben werden können oder in deutschen Rechenzentren liegen, die die Vorgaben der DSGVO einhalten, um strenge Datenschutzstandards zu gewährleisten. Dies steht im Einklang mit den Entwicklungen in der Digitalisierung und den zunehmenden Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit.
Eigentumsverhältnisse und Rechtssicherheit
Ein Anbieter mit Hauptsitz in Deutschland unterliegt deutschem und europäischem Recht. Internationale Konzerne hingegen können durch ihre Eigentümerstruktur oder Muttergesellschaften außerhalb der EU rechtlich an andere Vorgaben gebunden sein. Unternehmen sollten daher prüfen, wer tatsächlich hinter einem Anbieter steht, und welche langfristigen Risiken bestehen.
Unabhängigkeit von externen Investoren
Unternehmen sollten darauf achten, dass ihr Softwareanbieter nicht von kurzfristigen Profitinteressen getrieben wird. Externe Investoren können Einfluss auf die Produktstrategie nehmen oder im schlimmsten Fall dazu führen, dass ein Produkt eingestellt oder verkauft wird.
Flexibilität und Wechselmöglichkeiten
Viele Softwarelösungen sind reine Cloud-Dienste, die keine Alternative für den lokalen Betrieb (On-Premises) bieten. Wenn ein Wechsel notwendig wird – sei es aus finanziellen, strategischen oder sicherheitsrelevanten Gründen – sollte eine Lösung bestehen, um Daten und Infrastruktur problemlos zu migrieren.
Langfristige Planungssicherheit
Kurzfristig kündbare Lizenzen und Preismodelle sind bequem, bergen aber Risiken. Anbieter können Preise anheben oder die Nutzungsmöglichkeiten einschränken. Ein transparenter Lizenzansatz mit langfristig stabilen Preisen ist daher essenziell für eine nachhaltige Planung.
Wer diese Punkte berücksichtigt, kann die digitale Unabhängigkeit des eigenen Unternehmens langfristig sichern und Abhängigkeiten vermeiden.

Backupstrategien und digitale Souveränität
Eine solide Backupstrategie ist essenziell für digitale Souveränität, da sie Unternehmen vor Datenverlust schützt und gleichzeitig die Kontrolle über sensible Informationen sicherstellt. Eine effektive Strategie sollte regelmäßige, automatisierte Backups beinhalten, die auf unabhängigen, sicheren Servern gespeichert werden – idealerweise in einem souveränen Cloud-System oder einer lokalen Infrastruktur. Unternehmen sollten zudem darauf achten, dass ihre Backups verschlüsselt und revisionssicher abgelegt werden, um Datenschutz- und Compliance-Anforderungen zu erfüllen. Redundante Speicherorte innerhalb Europas können helfen, Risiken durch regulatorische Veränderungen oder geopolitische Unsicherheiten zu minimieren. Durch eine klare Backupstrategie stellen Unternehmen sicher, dass sie jederzeit auf ihre Daten zugreifen können, ohne von einzelnen Anbietern oder externen Dienstleistern abhängig zu sein.
Ausstiegs-Regelungen (Off-Boarding) und digitale Unabhängigkeit
Ein oft unterschätzter, aber entscheidender Faktor für digitale Souveränität sind klare Off-Boarding-Regelungen, die Unternehmen einen reibungslosen Wechsel zwischen IT-Systemen ermöglichen. Ohne definierte Ausstiegsstrategien können Unternehmen in Abhängigkeiten geraten, wenn proprietäre Systeme den Zugriff auf Daten erschweren oder hohe Wechselkosten entstehen. Eine souveräne IT-Strategie setzt daher auf offene Standards, Interoperabilität und exportierbare Datenformate, um einen flexiblen Anbieterwechsel zu ermöglichen. Unternehmen sollten vertraglich sicherstellen, dass sie jederzeit ihre Daten in einem nutzbaren Format exportieren können und keine versteckten Hürden beim Wechsel bestehen. Auch der technische Prozess des Off-Boardings sollte klar definiert sein, inklusive der sicheren Löschung von Daten beim bisherigen Anbieter. Durch transparente Ausstiegsregelungen behalten Unternehmen langfristig die Kontrolle über ihre digitale Infrastruktur und vermeiden Lock-in-Effekte, die ihre Unabhängigkeit gefährden könnten.
Digitale Souveränität mit XELOS
XELOS entwickelt seine Software vollständig in Deutschland – mit einem deutschsprachigen Team und ohne inländische oder ausländische Investoren. Das sorgt für maximale Kontrolle und langfristige Planbarkeit.
Was XELOS auszeichnet:
- Entwicklung und Support in Deutschland: Die Software wird vollständig in Deutschland entwickelt und betreut. Das bedeutet, dass weder Quellcode noch Daten an ausländische Mutterkonzerne gehen.
- Keine externen Investoren: XELOS ist unabhängig von Investoren, die strategische Entscheidungen beeinflussen könnten. Dadurch bleibt die langfristige Entwicklung in den Händen des Teams, ohne kurzfristige Profitinteressen.
- Flexibilität durch verschiedene Betriebsmodelle: Unternehmen können zwischen einer On-Premises-Installation (eigene Server) und einer Cloud-Lösung wählen – und jederzeit wechseln. Das bietet maximale Freiheit und Anpassungsmöglichkeiten.
- Deutsche Rechenzentren: Alle Daten in der XELOS Cloud liegen in zertifizierten deutschen Rechenzentren und unterliegen somit strengen Datenschutzvorgaben.
- Planbare Lizenzmodelle: Im Gegensatz zu kurzfristig kündbaren Cloud-Diensten setzt XELOS auf langfristig stabile Lizenzpreise, die Unternehmen eine sichere Budgetplanung ermöglichen.
Diese Faktoren machen XELOS zu einer souveränen Lösung für Unternehmen, die digitale Unabhängigkeit und Planungssicherheit schätzen.
Exkurs: Das Zentrum für Digitale Souveränität (ZenDiS)
Ein Beispiel für die Förderung digitaler Souveränität im öffentlichen Sektor ist das Zentrum für Digitale Souveränität der Öffentlichen (ZenDiS). Gegründet im Dezember 2022, unterstützt ZenDiS Bund, Länder und Kommunen dabei, sich aus kritischen Abhängigkeiten von einzelnen Technologieanbietern zu lösen.
ZenDiS fungiert als Bindeglied zwischen der öffentlichen Verwaltung und Akteuren des Open-Source-Ökosystems. Es identifiziert Markttrends, sammelt Anforderungen der Verwaltung und kommuniziert diese in Open-Source-Communities. Durch die Initiierung und Betreuung kollaborativer Projekte schafft ZenDiS passgenaue Open-Source-Software-Lösungen für die öffentliche Verwaltung und bietet diese auf einem zentralen Marktplatz an.
Ein besonders bekanntes Projekt von ZenDiS ist openDesk, eine Open-Source-Kollaborationssoftware, die verschiedene Komponenten wie Nextcloud und Collabora Online bündelt. openDesk positioniert sich als digital-souveräne Alternative zu proprietären Lösungen und ermöglicht der öffentlichen Verwaltung eine unabhängige und sichere digitale Zusammenarbeit.

Zukunft der digitalen Souveränität im Unternehmensumfeld
Die digitale Souveränität wird in den kommenden Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen. Unternehmen müssen sich nicht nur mit den aktuellen Herausforderungen auseinandersetzen, sondern auch die Weichen für die Zukunft stellen. Neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Blockchain bieten dabei große Potenziale, um die Unabhängigkeit zu wahren und gleichzeitig innovative Lösungen zu integrieren.
Darüber hinaus wird erwartet, dass der Druck durch regulatorische Vorgaben zunehmen wird. Die EU hat bereits Initiativen ins Leben gerufen, die Unternehmen dazu anregen, ihre digitale Unabhängigkeit zu sichern. Dies wird die Entwicklung souveräner Intranet-Lösungen weiter vorantreiben und Unternehmen dazu anregen, ihre digitale Infrastruktur kontinuierlich zu überprüfen und zu optimieren.
Fazit
Digitale Souveränität ist nicht nur ein Schlagwort, sondern ein strategischer Ansatz, der Unternehmen dabei hilft, ihre Unabhängigkeit und Sicherheit in der digitalen Welt zu wahren. Durch die Wahl souveräner Intranet-Systeme, den Schutz von Unternehmensdaten und die Kontrolle über digitale Infrastrukturen können Unternehmen ihre digitale Zukunft aktiv gestalten. Es ist entscheidend, die richtigen Schritte zu unternehmen, um digitale Souveränität zu gewährleisten und langfristig von den Vorteilen einer souveränen digitalen Infrastruktur zu profitieren.
FAQ – Häufige Fragen zur digitalen Souveränität

Was bedeutet digitale Souveränität konkret für Unternehmen und ihre Intranet-Systeme?
Digitale Souveränität bedeutet, dass Unternehmen die Kontrolle über ihre eigenen digitalen Systeme und Daten behalten, ohne von externen Anbietern oder ausländischen Regulierungen abhängig zu sein. Für Intranet-Systeme bedeutet dies, dass Unternehmen ihre eigenen Systeme verwalten und sicherstellen, dass sie den lokalen Datenschutzvorgaben entsprechen.
Welche Schritte sollten Unternehmen planen, um ihre digitale Souveränität zu stärken?
Unternehmen sollten zunächst ihre bestehenden digitalen Infrastrukturen überprüfen und sicherstellen, dass sie die Kontrolle über ihre Daten und Systeme haben. Die Wahl eines sicheren und datenschutzkonformen Intranet-Systems sowie die regelmäßige Schulung von Mitarbeitern zum Thema Datenschutz sind wichtige Schritte, um die digitale Souveränität zu stärken.
Wie kann Open-Source-Software zur digitalen Souveränität beitragen?
Open-Source-Software ermöglicht Unternehmen, den Quellcode ihrer digitalen Lösungen selbst zu kontrollieren und anzupassen. Sie können so sicherstellen, dass ihre Systeme frei von ungewollten Abhängigkeiten und Manipulationen sind. Besonders in Zeiten der digitalen Transformation bietet Open Source eine transparente und unabhängige Alternative zu proprietären Lösungen.
Welche Rolle spielt die Politik bei der Sicherstellung digitaler Souveränität?
Die Politik hat eine Schlüsselrolle in der Gestaltung des rechtlichen Rahmens für digitale Souveränität. Initiativen der EU und nationaler Regierungen fördern die Entwicklung souveräner Infrastrukturen und die Einhaltung von Datenschutzrichtlinien, was Unternehmen und Institutionen hilft, ihre digitale Unabhängigkeit zu wahren.
Warum ist es wichtig, die digitale Souveränität in der Unternehmensstrategie zu berücksichtigen?
Die digitale Souveränität sollte integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie sein, um langfristige Kontrolle und Unabhängigkeit zu gewährleisten. Durch die Wahl souveräner Technologien und Infrastrukturen können Unternehmen nicht nur Risiken in Bezug auf Datenschutz und Abhängigkeiten minimieren, sondern auch ihre Innovationskraft in der digitalen Transformation stärken.
Was ist BITKOM und was hat es mit digitaler Souveränität zu tun?
BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V.) ist der führende deutsche Digitalverband, der die Interessen der Branche im Bereich Digitalisierung und IT vertritt. In Bezug auf digitale Souveränität setzt sich BITKOM dafür ein, dass Deutschland und Europa in Schlüsseltechnologien unabhängiger werden. Der Verband fördert unter anderem den Einsatz von Open-Source-Software, den Aufbau sicherer IT-Infrastrukturen und die Entwicklung eigener digitaler Kompetenzen, um Abhängigkeiten von außereuropäischen Technologieanbietern zu reduzieren.